2010-09-29

Kitsuke heißt "Kimono anziehen"

Nachdem im Blog die Videos zum Thema Obi binden eingestellt waren, habe ich gemerkt, dass ich das Pferd gewissermaßen von hinten aufgezäumt habe. Deshalb habe ich einige, hoffentlich anschauliche Videos herausgesucht.

Das erste Video zeigt die vielen Bestandteile, die für ein komplettes Kitsuke gebraucht werden. Zuerst werden die Bestandteile für das Binden des Obis gezeigt. Die kennen wir ja schon  (siehe hier).
Danach wird der Kimono und der Unterkimono, genannt Juban, gezeigt. Das Plastikband, welches in den Juban-Kragen (Eri) eingezogen wird, nennt man Eri-Shin und macht den Kragen steifer und stabiler.
Die breiteren Gürtel heißen Date-Jime, die dünnen Koshi-Himo. Sie werden zum Festbinden von Juban und Kimono benötigt. Danach folgt noch die Unterwäsche unter dem Juban, genannt Hada-juban. Die gibt es einteilig oder Ober- und Unterteil einzeln. Zum Schluss kommen noch Tabi (weiße Zehensocken) dazu.
Tabi für Frauen sind formal immer weiß. Es gibt für zwangloses Kitsuke jetzt aber auch oft bunte Socken. Tabi werden übrigens zuerst angezogen, dann erst der Juban und der Kimono. Sonst ist es nämlich schwer noch runter zu den Füßen zu kommen, ohne die ganze schöne Verschnürung zu ruinieren.

Jetzt kommen wir zum Anziehen des Juban. Hier wird deutlich, wozu der Eri-Shin gebraucht wird. Der Kragen sollte im Nacken etwas abstehen, aber nicht zuviel. Es sei denn man will eine Geisha spielen. Gebunden werden Juban wie auch Kimono immer links über rechts, anderherum werden in Japan nur die Toten gekleidet. Also Achtung! Hoher Peinlichkeitsfaktor!!
Der Kragen sollte nicht zu weit offen stehen. Den Kragen in die richtig Postion zu bringen und ihn auch dort zu behalten, ist das Schwierigste am Juban anziehen. Der an der Rückseite befestigte Stoffstreifen dient dazu, den Eri im Nacken gespannt zu halten.
Hierzu sei noch angemerkt, dass man beim Kimono anziehen am besten dran ist, wenn man mit einer Figur ala Schneewitchen gesegnet ist. Da wir Europäer eher zu Kurven neigen, empfehle ich einen Sport-BH zur Bändigung des Busens. Manchmal tut auch ein Handtuch im Rücken zur Verringerung des Hohlkreuzes gute Dienste.

Kommen wir nun zum eigentlichen Kimono anziehen. Die Falte, die an der Hüfte entsteht, nennt man Ohashori. Damit kann die Länge des Kimonos justiert werden. Die rechte Kimonoseite sollte mit der Körperseite abschließen. Die Löcher unter den Armen dienen nicht nur der Belüftung, sondern man kann durch sie durch greifen und den Ohashori von innen glätten.

Der Klipp, mit dem der Kragen befestigt wird heißt Korin-Belt. Die Falte, die auf der linken Kragenseite innen gebildet wird, ist sehr wichtig, um den Ohashori flach zu halten. Die Mittelnaht am Rücken sollte in der Mitte sein und der Stoff schön glatt am Rücken anliegen.
 Zum Schluss wird das Ganze mit einem Date-Jime fixiert. Es ist wichtig, hier ein breites Stoffband zu benutzen, da das Ganze dann viel besser hält.

Ich hoffe, ich habe die Leserschaft heute mit diesem umfassenden Eintrag nicht über strapaziert.
Allen, die jetzt zum Ausprobieren schreiten, wünsche ich viel Spaß und gute Nerven.
Bitte am Anfang nicht verzweifeln. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
Ganz zum Schluss noch eine Bezugsquelle bei ebay.  Man kann aber auch viel improvisieren oder selbst basteln/nähen

2010-09-20

Herbst-Kitsuke mit Ahornblättern und Piniennadeln

Zu gegebenem Anlass - es wird Herbst! - habe ich mal wieder die Kitsuke-Tussi umgezogen. Ich werde demnächst immer mal ein zur Jahreszeit passendes Kitsuke einstellen.
Hier also zu sehen: ein violetter Tsukesage mit Sagara-Stickerei und passend dazu mit fast gleichem Motiv ein kaki-farbener Chuya-Obi.
Sagara-Stickerei wird, wie auf dem Detailbild zu sehen, aus lauter kleinen Knötchen gefertigt. Auch hier bekommt man mal wieder den Eindruck, dass bei den Handwerkern der Japanischen Textilkunst Genie und Wahnsinn wohl nah bei einander liegen müssen.



Chuya-Obi bedeutet soviel wie Tag (Chu) und Nacht (Ya). Diese Art von Obi kam in der Edo-Zeit auf und war ursprünglich auf der einen Seite schwarz  und  auf der anderen weiß. Heute kennzeichnet dieser Name Obi`s mit unterschiedlich gemusterten Seiten.
Meistens findet man Chuya Obi´s mit einer gemusterten und einer glatt schwarzen Seite. Diese ist meistens aus glatter glänzender Seide, die auch Shusu- Seide genannt wird.
Ein Chuya-Obi ist eher ein informeller Obi. Ich würde sagen, er liegt wohl im Rang zwischen Fukuro- und Nagoya-Obi.
Die Länge dieser Obi-Art kann recht unterschiedlich sein. Je nachdem ist so ein Obi eher wie ein Nagoya- oder ein Fukuro-Obi zu binden.
Ich weiß allerdings nicht, ob man in diesem Fall die Länge mit Formalität gleichsetzen kann.



Bei diesem Kitsuke sind ja die Muster von Kimono und Obi quasi gleich. Ich habe gelesen, dass man so etwas normalerweise nicht macht?! Vielleicht hat irgend jemand von euch Lesern eine Meinung dazu?

2010-09-03

Fukuro-Obi vs. Nagoya-Obi; Teil 2

Heute also Teil 2 in Sachen Obi. Das ganze Wissen darüber, wann ein Obi und zu welchen Kimono getragen wird, hilft alles nichts, wenn man nicht weiß, wie das gute Stück an den Körper zu basteln ist.

Deshalb habe ich zwei Videos bei youtube rausgesucht, die, wie ich finde, den Obi-Anlegeprozess sehr gut zeigen.
Das folgende Video zeigt das Anlegen eines Fukuro-Obis. Hier ist vor allem der erste Schritt zu beachten. Der Obi muss erst längs gefaltet werden, bevor er um den Körper gewickelt wird. Die dabei entstandene Falte sollte nach oben, also in Richtung Brust, offen sein, da sie dann mit der Obi-age versteckt wird.

Das kleine "Kissen", genannt Obi-makura, dient zur Auspolsterung des großen Otaiko-Knotens auf dem Rücken. Die Obi-age (der Seidenschal, der vorn zum Knoten gebunden wird) deckt dann das Obi-makura und die besagte offene Falte ab. Zum Schluss wird das Ganze mit einem Obi-jime (schmales Band) festgeschnürt. Der Obi-jime hält vor allem den untergeschlagenen Stoff des Obis, mit dem der Bogen auf dem Rücken gebildet wird (3:26 im Video).

Zum Vergleich jetzt die ganze Prozedur mit einem Nagoya-Obi. Hier ist das eine Ende schon auf die Hälte genäht, das Falten wird also schon mal eingespart. Der Obi-Knoten auf dem Rücken wird auch etwas einfacher gefaltet. Das heißt, es gibt nur eine Lage Stoff, die zum Otaiko-Knoten eingefaltet wird (ab 2:55).


Ich binde übrigens die Knoten immer vorn und schiebe den Obi-Knoten dann nach hinten. Das funktioniert recht gut, da man so sieht, was man da eigentlich macht. Außerdem sinkt so die Verrenkungsgefahr erheblich. ;)