2011-05-30

Yukata-Verschönerung, Teil 01: Schwälbchen

Ich hatte schon vor einer ganzen Weile einen Yukata aus einem gestreiften japanischen  Baumwoll-Stoff genäht. Wie das manchmal so ist, sah das Stöffchen im Internet schöner aus als im Original als es zuhause ankam.
Da ich den Stoff nun einmal hatte, dachte ich mir, ich könnte dann wohl auch einen Yukata daraus nähen und einfach mal schauen, was daraus wird.



Leider merkte ich bei den Nähvorbereitungen, dass auch einige Druckfehler in den Streifen zu sehen waren.
Also war, nach dem ich den Yukata fertig hatte, klar, dass noch etwas damit passieren musste.
Das passende Motiv zur Verschönerung war schnell klar.

Da ich schon seit einer ganzen Weile ein Faible für Schwalben habe, sollen diese nun auch auf den Yukata. Vielleicht kommt ja mein derzeitiger Schwalben-Wahn davon, dass ich zur Zeit mit Schwalbengeschrei aufwache. Besonders an gewittrigen Tagen schwirren sie an unseren Fenstern vorbei.
Fehlt nur noch eine passende Technik, um die Schwalben auf den Yukata zu bringen. Dafür habe ich mir überlegt, dass ich das Motiv gern stempeln möchte, da dies relativ sauber und gleichmäßig wird.
Ich hatte bereits mal etwas mit Moosgummistempeln herum experimentiert. Das funktioniert zwar ganz gut, ist aber nichts für aufwendigere Motive. Linolschnitt-Stempel schieden auch aus, da das Linolium schnell bröckelt, also auch nicht für Feinheiten geeignet ist.

Ich habe mich im Netz nach Alternativen umgeschaut und bin schließlich auf Stempelblöcke aus Gummi gestoßen. Diese Blöcke erinnern von der Konsistenz her an Radiergummi. Sie sind meistens einen Zentimeter dick und in unterschiedlichen Größen erhältlich.
Letzendlich habe ich mir drei verschiedene Stempelblöcke gekauft, da ich gerne wissen wollte, wo die Unterschiede liegen und wie sie sich verhalten.
Gekauft habe ich vom Patchworkshop einmal Speedy-Cut und einmal Speedy-Carve und von Boesner den Factis Printblock.
Alle Stempelblöcke lassen sich ganz leicht mit Linolschnittwerkzeug bearbeiten. Dieses habe ich gleich bei Boesner mit bestellt.
Los gehts: Ich habe zwei verschiedene Schwalben gezeichnet, damit ich später mit zwei Stempeln mehr Möglichkeiten für das Muster habe.
Die Zeichnung habe ich kräftig mit Bleistift nachgezogen. Man kann nämlich praktischerweise das Motiv direkt auf den Gummi übertragen, indem man die Bleistiftzeichnung abreibt. Ich habe dafür einen Löffel benutzt, damit es schön gleichmäßig wird. Da die Schwalben doch nicht so detailiert sind, habe ich den Block von Boesner, den preiswertesten der drei Blöcke, benutzt.



Die Stempelform habe ich mit ewas Abstand zum Motiv ausgeschnitten. Wichtig ist dabei, das eine kompakte Form erhalten bleibt, damit man den Stempel gut wieder ablösen kann. Das Schwalben-Motiv verführt ja ein bisschen dazu, den Stempel bis in die Flügel hineinzuschneiden, aber dann hängen diese beim Stempeln vielleicht herunter. Die Stempel sind übrigens etwas mehr als handtellergroß.



Mit dem Linolschnittwerkzeug habe ich zuerst an den Konturen entlang gearbeitet und dann den Gummi um das Motiv herum abgetragen. Ich habe etwa drei Millimeter tief geschnitten, damit beim Drucken keine Farbe außerhalb des Motivs abschmiert. Zum Schneiden der Stempelform habe ich ein Messer aus so einem Messerset benutzt, dieses ist auch auf dem oberen Bild zu sehen.
Der Block von Boesner lässt sich sehr einfach schneiden. Er neigt allerdings etwas zum Bröseln, deshalb ist er für feine Motive vielleicht nicht unbedingt geeignet. Für ein Motiv mit dünnen Linien möchte ich später das Speedy-Carve nochmal probieren. Es macht einen festeren Eindruck.
Wie sich der Stempel nun beim Drucken verhält und welche Farbe ich dafür benutzt habe, werde ich das nächste Mal berichten.

2011-05-21

Buchvorstellung:Chirimen Zaiku

Heute möchte ich euch eines meiner japanischen Handarbeitsbücher vorstellen.

In diesem Buch geht es um Chirimen Zaiku.Chirimen Zaiku sind kleine aus Stoff genähte Objekte. Meistens sind es kleine Tiere, Püppchen oder Pflanzen.
Heutzutage findet man sie oft in Form von Schlüsselanhängern, kleinen Geldbörsen oder Handy-Charms.
In diesem Buch werden verschiedene Zaiku vorgestellt und gezeigt, wie sie genäht werden.
Das Buch habe ich über ebay bei diesem Anbieter gekauft.
Chirimen Zaiku heißt übersetzt soviel wie "feine Arbeit aus Chirimen". Chirimen ist ein Kimonostoff aus Seide mit einer leicht gekreppten Struktur. Die kleinen Figuren wurden traditionell aus Resten und Abschnitten dieses Stoffes genäht. Heute gibt es auch Chirimen aus Rayon zu kaufen. Meistens sind diese Stoffe mit traditionellen Kimonomustern und Gold bedruckt.
Das Buch ist nach Jahreszeiten und die jeweils dazu passenden Figuren aufgeteilt.

Auf dem folgenden Bild seht ihr verschiedene Figuren für den Frühling. Auf der rechten Seite ist eine Art kleines Karussell abgebildet. Zu jeder Jahreszeit gibt es ein eigenes Karussell.
Leider kenne ich den Namen und die Tradition dieses Teils nicht. Im Netz habe ich nicht wirklich etwas gefunden. Schreibt mir doch einen Kommentar, wenn ihr etwas darüber wisst. Es würde mich sehr interessieren.



Im Buch gibt es zu jeder der abgebildeten Figuren eine Nähanleitung mit Bildern in der Reihenfolge, wie die Figur zusammen genäht wird. Das Buch ist komplett auf japanisch geschrieben, aber durch die Abbildungen kann man den Anleitungen gut folgen, auch ohne etwas lesen zu können. Unten rechts seht ihr zum Beispiel das Schnittmuster für den Vogel.


Ich habe mir bei fabrictales, einem japanischen Webshop, einige Chirimenstoffe bestellt. Dort gibt es sehr viele schöne Stoffe, welche zum Shoppen verleiten.(Man sollte dabei aber den Zoll im Hinterkopf behalten.) Ich denke, es geht aber auch jeder andere schöne Stoff.
Hier könnt ihr zwei meiner Nähversuche bewundern. Da die Figuren sehr klein sind, habe ich sie mit der Hand genäht. Das war ein ganz schönes Gefriemel. Wenn man die Schnittmuster etwas vergrößert, kann man betimmt auch einen Teil mit der Maschine nähen.




2011-05-11

Frühlingsgefühl-Kitsuke

Ich habe schon lange kein Outfit meiner Kituke-Tussi mehr gezeigt. Natürlich ist die Tussi immer angezogen, entweder mit einem Kimono passend zur Saison, oder mit meiner neuesten Beute vom Kimono-Kauf.
Diesmal habe ich, beeinflusst von den vielen Farben der derzeit heftig blühenden Natur, einen Komon-Kimono mit einem Muster aus Pfingstrosen ausgesucht.



Pfingstrosen (jap. Botan) kamen über China nach Japan und sind bis heute ein beliebtes Motiv in der japanischen Kunst.

Als Motiv auf Kimonos können Pfingstrosen von März bis Mai getragen werden. Ich habe eine interessante englische Seite gefunden, auf der hier eine schöne Aufzählung verschiedener Kimono-Motive zu finden ist und hier eine jahrzeitliche Übersicht von Kimono-Motiven.
Der Stoff, aus dem der Kimono gemacht ist, nennt sich Omeshi. Der Begriff Omeshi bezieht sich eigentlich auf die Seide aus der dieser Stoff gefertig wird. Sie fühlt sich etwas rauher an und fällt nicht ganz so weich wie manch andere Seide.
Allerdings werden auch Kimonos mit einem gewebten Muster, wie oben zu sehen, oft als Omeshi-Kimono bezeichnet.

Ich finde diesen Kimono besonders schön, weil das Muster mit unterschiedlichen Farben mehrere "Lagen" bildet. Der Grund des Stoffes ist mit einem zarten schmalen Streifen gewebt, dann kommen in dunklerem Violett Ranken zum Vorschein und obenauf liegen die Blüten der Pfingstrosen. Dieses ist wieder mal ein Beispiel hohen Könnens, wie ich finde.
Der verwendete Obi ist ein Fukuro-Obi, den ich als Bunko-Knoten gebunden habe. Eigentlich wäre der Fukuro-Obi zu formell für diesen Komon-Kimono. Ich dachte mir aber, da der Obi sehr schlicht ist und keine Goldfäden eingewebt sind, könnte ich ihn mit einem abgewandelten Bunko-musubi in diesem Kitsuke kombinieren.
Dieser Knoten, der normalerweise mit einem Hanhaba-Obi gebunden wird, lockert das Ganze etwas auf und verpasst dem Outfit, wie ich finde, so einen schönen Taisho-Chic. Der Obi ist nicht gefüttert und dadurch sehr dünn und weich. Deshalb ließ sich der Bunko-Knoten sehr leicht binden.
Ein Video zum Binden eines Bunko Knotens mit einem Hanhaba-Obi findet ihr hier.

2011-05-01

Kleine Warenkunde: Yuzen

Heute: Yuzen
Yuzen ist eine japanische textile Technik, bei der das Muster mit Hilfe von Reispaste reserviert und anschließend von Hand coloriert wird.




Die Yuzen-Technik entstand in Japan im 17.Jahrhundert und gehört zu den aufwändigsten textilen Techniken. Sie ähnelt von der Vorgehensweise der bekannten Hobby-Seidenmalerei, allerdings ist die Technik viel feiner und ausgefeilter.
Hier habe ich ein Video ausgesucht, in dem der ganze Prozess vom Entwurf des Kimono-Musters bis zur Vollendung anschaulich dargestellt wird.


Schon das Vorzeichnen der feinen Linien auf denen danach die Reisstärke-Paste aufgetragen wird, erfordert höchstes Fingerspitzengefühl.
Beim Aufmalen der Reispaste wird eine ähnliche Tülle wie bei der Seidenmalerei verwendet, sie ist aber viel feiner.
Leider weiß ich nicht, mit welchem Material das Muster im Anschluß abgedeckt wird, damit es überfärbt werden kann. Es sieht ein bisschen wie Lehm oder Tonstaub aus.
Ich habe auch schon gesehen, dass das Motiv nicht überdeckt wird. Dann wird der Grund des Stoffes mit einem breiten Pinsel ausgemalt.

Am schönsten finde ich das Ausmalen des Motives. Es sieht einfach gut aus, wie die Farbe in das Muster fließt. Vor allem sieht es einfach aus, ist es aber bestimmt nicht.
Im Anschluß wird der Furisode-Kimono noch mit Blattgold belegt und bestickt.
Wenn man so ein Meisterwerk sieht und sich den zeitlichen Aufwand ausrechnet, ist es nur logisch, dass ein solcher neuer Kimono leicht über 10.000 Euro kosten kann.